Was Fotografen im Film zu suchen haben

21.06.2011 - 15:50 Uhr
Robin Williams in One Hour Photo
20th Century Fox
Robin Williams in One Hour Photo
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Der von der wahren Geschichte einer Gruppe Fotojournalisten inspirierte Film The Bang Bang Club startet kommenden Donnerstag in den Kinos. Das ist für uns Anlass, mal einen näheren Blick darauf zu werfen, welche Rolle Fotografen eigentlich in Kinofilmen spielen.

Fotografen und Filmemacher sind sich in ihrem Beruf gar nicht mal so unähnlich. Beide sehen die Welt am liebsten durch den rechteckigen Rahmen des Suchers, und beide bannen ihre Eindrücke auf einen Filmstreifen oder in digitales Format. Da verwundert es nicht unbedingt, dass es eine ganze Reihe von Filmen gibt, in denen ein Fotograf der Protagonist ist. Wir versuchen uns heute mal an einer kleinen Systematik der Film-Fotografen.

Fotografen mit Spürnase
Nein, ich möchte hier nicht noch einmal eine Lobeshymne auf Blow Up singen, die könnt ihr an anderer Stelle nachlesen. Dennoch muss dieser Film um einen Fotografen, der unversehens zum kriminalistischen Ermittler wird, wenigstens kurz erwähnt werden, wenn es um die investigative Macht von Fotos geht. Dem liegt natürlich zugrunde, dass Fotos ein Mittel sind, um die Welt um uns herum zu dokumentieren.

Auch in The Bang Bang Club geht es um Fotos als Dokumente der Gegenwart. 1994, kurz nachdem Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen wurde, halten vier junge Kriegsfotografen die letzten, gewalttätigen Tage der Apartheid in Südafrika fest. Ein Mitglied dieses “Bang Bang Clubs” ist der spätere Pulitzer Preisträger Greg Marinovich, gespielt von Ryan Phillippe. Der Film porträtiert die jungen Männer, wie sie teilweise unter Lebensgefahr das Geschehen knipsen, um es für die restliche Welt sichtbar zu machen.

Diese Arbeit von Steven Silver lehnt sich dabei optisch stark an War Photographer von 2003 an. Was in den Vorabausschnitten von The Bang Bang Club zu sehen war, erinnert vor allem in den Szenen, die die Fotografen beim Einsatz vor Ort zeigen, sehr an die Dokumentation über den Kriegsberichterstatter James Nachtwey. Ob der Spielfilm genauso wie War Photographer den Zwiespalt zwischen seriöser Berichterstattung und Profit am Leiden anderer aufwirft, bleibt abzuwarten.

Fotografen mit Hilfsbedarf
Auch Jeff, der Protagonist von Das Fenster zum Hof gehört zu den Ermittler-Fotografen. Er benutzt sein Arbeitsgerät jedoch zu Hause und dann vor allem als Sehhilfe. Mit seinem größten Teleobjektiv bewaffnet, lauert er hinter seinem Zimmerfenster. So kann er nicht nur die gegenüberliegende Häuserfront besser erkennen, er will auch dem seltsamen Verhalten seiner Nachbarn auf die Spur kommen.

Doch auch in Gedächtnisverlustfilmen kommt häufig und gerne die Fotografie zum Einsatz. Dem Protagonisten von Memento dient seine Polaroidkamera als Stütze fürs geschädigte Hirn. Christopher Nolan lässt seine erinnerungslose Hauptfigur auf der Suche nach seiner Aufgabe durch ein selbst geschaffenes Netz aus beschrifteten Sofortbildern, Tätowierungen und Notizen stolpern.

Für Sy Parrish (Robin Williams), den Protagonisten von One Hour Photo haben Fotos einen etwas anderen Stellenwert. Zwar bastelt auch er sich daraus seine Erinnerungen zusammen, aber Sy benutzt dazu nicht seine eigenen Bilder. Er fertigt heimlich Kopien der Fotos seiner Lieblingskunden an, und stellt sich in Tagträumen vor, ein Teil dieser Familie zu sein. Der Mann ohne Sozialleben fällt hier auch eigentlich ein wenig aus der Reihe, da er kein Fotograf, sondern nur Mitarbeiter in einem Fotolabor ist.

Fotografen mit Künstlerambitionen
Zu guter Letzt sind noch die Fotografen zu erwähnen, die sich selbst als Künstler verstehen. Da wäre zum Beispiel Pecker von John Waters über einen jungen Mann (Edward Furlong), der Aufnahmen von seinen Freunden und seiner skurrilen Familie macht und durch diese plötzlich von einem New Yorker Galeristen entdeckt wird und über Nacht zum Star der Kunstszene avanciert. Doch der Ruhm in der affektierten Kunstwelt fordert seinen Tribut: Peckers Privatleben und seine Familie werden plötzlich zu öffentlichen Angelegenheiten. Aber auch einer der Jungs in Elephant, Elias, ist ein angehender Fotografiestudent. Noch weit entfernt von Peckers Problemen übt sich der ambitionierte junge Mann während des Films auch an Porträts seiner Mitschüler.

In diese Rubrik fällt auch der Dokumentarfilm manufactured-landscapes über den Kanadier Edward Burtynsky und seine großformatigen Panorama-Fotos. Doch den wollen wir nur exemplarisch erwähnen, denn die zahlreichen Dokus über fotografierende Künstler, die es gibt, wollen wir euch heute nicht mehr aufzählen.

Fallen euch noch andere Filme mit Fotografen-Protagonisten ein? Bestimmt! Passen sie in eine der drei Kategorien oder brauchen wir eine andere Aufteilung?

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