Joker: Die drastischen Vorbereitungen der legendären Darsteller

10.10.2019 - 11:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Die vielen Gesichter des Jokers
Warner Bros.
Die vielen Gesichter des Jokers
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Joaquin Phoenix reiht sich als Joker in eine Reihe von Schauspielern, die sich hingebungsvoll und intensiv in die Rolle hineinversetzten, auch wenn er seinen Co-Stars kein totes Schwein mitbrachte wie Jared Leto.

Grüne Haare, wahnsinniges Lachen, unberechenbare Taten - der Joker ist einer der ungewöhnlichsten Comic-Bösewichte. Mit Joker erhält er nun endlich seinen Solofilm. Joaquin Phoenix ist seit 1966 nun der fünfte Schauspieler, der in dieser Rolle vor der Kamera steht.

So bereiten sich die Schauspieler auf die Joker-Rolle vor

In der Vergangenheit fielen die Vorbereitungen der Darsteller auf die Verkörperung des Jokers sehr unterschiedlich aus: Während der mittlerweile verstorbene Cesar Romero für seine Joker-Rolle in der Batman-Fernsehserie (1966-1968) noch ablehnte, seinen Schnurrbart zu rasieren und ihn lediglich übermalte, verlor Joaquin Phoenix mehr als 23 Kilogramm für sie.

Joaquin Phoenix nimmt für den Joker über 23 Kilogramm ab.

Wir blicken daher darauf zurück, wie sich die Vorbereitungen der fünf bisherigen Joker-Darsteller auf ihre Rolle als Prinz des Verbrechens in den vergangenen 53 Jahren verändert haben und fassen zusammen, mit welch skurrilen Methoden Schauspieler wie Jared Leto sich in die wahnsinnige Figur einfanden.

Alle Joker-Schauspieler im Überblick

Cesar Romeros Joker: Ein Witz mit Schnurrbart

Der Joker feiert in der Batman-Serie im Jahr 1966 mit Cesar Romero seine Premiere, stand aber neben dem Pinguin als Bösewicht überhaupt nicht im Mittelpunkt. Außerdem war die Figur mit dummen Streichen kaum mehr als ein Witz angelegt.

Cesar Romeros Joker. Nicht zu übersehen: der übermalte Schnurrbart

Dass wir unter der weißen Farbe auf seinem Gesicht immer noch Cesar Romeros Schnurrbart erkennen können, weil dieser sich nicht von seinem Markenzeichen verabschieden wollte, passt sogar beinahe zu dem extrovertierten Spinner mit fast niedlicher Heimtücke.

Jack Nicholsons Wahnsinn setzt hohe Maßstäbe

Als Jack Nicholson mit 52 Jahren in Tim Burtons Batman in die Rolle des Joker schlüpft, gab er dem Wahnsinn als Hausmeister Jack Torrance in Stanley Kubricks Shining bereits 1980 ein Gesicht. Diesen Wahnsinn verlieh der Schauspieler auch seiner Version des Jokers.

Es ist nicht bekannt, wie sich Jack Nicholson auf die Rolle von Batmans Erzfeind vorbereitete, doch seine Darbietung des personifizierten Bösen punktete beim Publikum auf ganzer Linie.

Jack Nicholson als der Joker in Tim Burtons Batman

Dennoch folgte kein weiteres Werk mit Jack Nicholson als Joker. Und auch als Christopher Nolan den clownsartigen Antagonisten in The Dark Knight besetzte, fragte er nicht ihn, sondern Heath Ledger.

Heath Ledger nahm die Rolle nur an, weil der Regisseur ihm alle Freiheiten gab, den Joker neu zu interpretieren. Zu viel Respekt hatte er nämlich vor Jack Nicholsons Darbietung, wie er in einem Interview verriet (aus: 100 Things Batman Fans Should Know & Do Before They Die):

Einfach nur zu versuchen, an das heranzukommen, was Jack Nicholson in Tim Burtons Welt schuf, wäre ein Verbrechen.
Heath Ledger ist beeindruckt von Jack Nicholsons Joker.

Und so begann Heath Ledgers legendäre Vorbereitung auf die Verkörperung des Jokers, die zu der exzellenten Darbietung führte, die wir heute in The Dark Knight bewundern und die postum unter anderem mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Der Schauspieler verstarb nämlich 2008 mit nur 28 Jahren bevor der Film veröffentlicht wurde.

Heath Ledger schließt sich im Hotelzimmer ein

Um seine eigene Version des Jokers zu schaffen, hatte Heath Ledger interessante Methoden: Er sperrte sich für einen Monat in einem Londoner Hotelzimmer ein, begann ein kleines Tagebuch zu führen und experimentierte mit verschiedenen Stimmfarben, um eine neue Stimme und ein neues Lachen zu kreieren. 2007 verriet er Empire :

Am Ende landete ich im Reich eines Psychopathen - jemand mit sehr wenig bis gar keinem Gewissen für seine Taten. Er ist nur ein absoluter Soziopath, ein kaltblütiger, mörderischer Clown. [...] es gibt keine wirklichen Grenzen für das, was der Joker sagen oder tun würde. Nichts schüchtert ihn ein und alles ist ein großer Witz.
Heath Ledger als der Joker in The Dark Knight

Sobald die Dreharbeiten begannen, war Heath Ledger jeden Tag voll kostümiert am Set, versetzte sich aber nur beim Drehen voll in seine Figur.

Heath Ledger verteilt Umarmungen am Set

Maskenbildner John Caglione verriet Movie Geeks  2012 bei einem Telefoninterview, dass der 28-jährige Schauspieler hinter der Kamera mit dem Skateboard herumfuhr, einfach abhing und am Anfang und Ende eines Drehtags viele Umarmungen vergab.

Sobald er als Joker funktionieren musste, war sein Tagebuch aber stets zur Hand, das ihm half, zum Killer-Clown zu werden.

Heath Ledger erschuf einen neuen psychopathischen Joker.

Heath Ledgers Darbietung fesselt die Zuschauer bis heute. Obwohl der Joker in The Dark Knight keine Origin-Story hat, hinterlässt er bei weitem mehr Eindruck als die Hauptfigur Batman.

Jared Leto steht in Suicide Squad vor einer großer Herausforderung

Acht Jahre nach Heath Ledgers beeindruckender Darbietung rief David Ayer 2016 das Suicide Squad ins Leben. Auch der Joker war Teil des Films, verkörpert von Jared Leto, der sich sicherlich eine leichtere Aufgabe hätte aussuchen können.

Nach Heath Ledger wirkt es nämlich, als seien alle nachfolgenden Darsteller dazu verdammt, im Schatten des verstorbenen Ausnahmetalents zu stehen. Doch Jared Leto nahm sich der Herausforderung auf ganz besonderer Weise an.

Jared Leto schickt Co-Stars totes Schwein

Jared Letos Methode, den Joker zu spielen, sind bis heute berüchtigt. So erklärt der Schauspieler zwar, dass das Gerücht, er habe seinen Kollegen benutzte Kondome geschickt, nicht stimme (SiriusXM ). Doch das, was er ihnen tatsächlich zuschickte, ist nicht weniger skurril.

Jared Leto als Joker in Suicide Squad

Sowohl Viola Davis als auch Will Smith verraten in der Vergangenheit, dass der heute 47-Jährige ihnen von einem Handlanger mit den Worten "Das ist von Mister J" ein totes Schwein überbringen ließ (Vanity Fair  und MTV News ). Außerdem gab es weitere schreckliche Geschenke, wie Will Smith bei der Comic-Con 2016 erzählte:

[Er gibt] Margot eine Box mit schwarzen Rosen, umhüllt in schwarz. Und sie öffnet die Box und da ist eine lebende Ratte drin. Und wir dachten, okay, Jared hat den Suicide Squad offiziell eröffnet. [...] Er ist voll in den Joker gefahren.
Jared Leto ist "voll in den Joker gefahren".

Für Harley Quinn-Darstellerin Margot Robbie waren Joker-Jared Leto und die private Person Jared Leto nicht einmal ein und dieselbe Person (MTV News ). Denn der Schauspieler blieb die komplette Dreharbeit über in seiner Rolle und betrieb damit das sogenannte Method Acting. Jai Courtney erklärte auf der ComicCon 2016 sogar:

Einige von uns haben ihn nicht außerhalb seiner Rolle gesehen. Erst nach dem Film.

Letztendlich blieb die Darbietung des Schauspielers trotz der Mühe nicht in Erinnerung. Mit Suicide Squad machte Warner Bros. zwar keine Verluste, der Actionfilm kam jedoch weder bei Kritikern noch Fans gut an.

Joaquin Phoenix eröffnet mit Arthur Fleck eine neue Ära

In Todd Phillips neusten Joker-Film, der erstmals die Figur in den Vordergrund stellt, ist der bürgerliche Name des Clowns Arthur Fleck, der mental krank und ein gescheiterter Stand-up-Comedian ist. Joaquin Phoenix hungerte nicht nur, um diesen zu verkörpern, er ließ sich auch von einer psychischen Erkrankung zu dem verstörenden neuen Joker-Lachen inspirieren.

Joaquin Phoenix kreiert für den Joker ein neues verrücktes Lachen.

Genau wie Heath Ledger verfolgte er bei seinem Joker das Ziel, etwas Neues zu kreieren. Dem Magazin ETCanada  verrät der 44-Jährige im August 2019:

Ich wollte die Freiheit haben, etwas zu kreieren, das man nicht identifizieren kann. Das ist eine fiktive Figur und ich wollte nicht, dass Psychiater fähig sind, zu durchschauen, welch eine Person er ist.

Am Set soll der Schauspieler überaus perfektionistisch gewesen sein. So erinnert sich Regisseur Todd Phillips, dass Joaquin Phoenix (außer bei Robert De Niro) manchmal einfach mitten in einer Szene den Raum verlassen und seine perplexen Schauspielkollegen alleine zurückgelassen hat, wenn er es "einfach nicht fühlte" (IndieWire ).

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Joaquin Phoenix als Joker stets 100 Prozent gab und es auf diese Weise vielleicht schafft, nicht nur aus dem Schatten von Heath Ledger, sondern auch allen anderen bisherigen Joker-Darsteller zu treten. Das Resultat könnt ihr ab heute in den Lichtspielhäusern erleben. Joker startet am 10. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.

Welche Darbietung des Jokers gefällt euch am Besten?

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