Eklig, abstoßend - wundervoll?

15.04.2010 - 08:50 Uhr
Ben Barnes ist Dorian Gray
Concorde Filmverleih
Ben Barnes ist Dorian Gray
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Oliver Parker versucht sich am tausendfach adaptierten Oscar-Wilde-Roman Das Bildnis des Dorian Gray und erschafft ein sehenswertes Drama, das fesselt und abstößt.

Dieser Dorian Gray ist purer Horror, widerlich, abstoßend, ekelerregend. Und dennoch kommt Oliver Parker moderne Adaption des Wildes-Romans daher wie eine meisterhafte Theaterinszenierung. Klassisch inszeniert und gruselig-finster wie der einzige Roman des berühmten Oscar WildeDas Bildnis des Dorian Gray begeistert dort, wo Liebhaber des klassischen Theaters auf Fans des subtilen Horrors treffen. Als skandalös können wir zwar heute die Thematik nicht mehr empfinden, einen Skandal wird Parker nicht auslösen – wohl aber wohlwollende Genugtuung bei jenen, die Lust auf eine gute Literaturverfilmung abseits von Stolz und Vorurteil haben.

Ben Barnes spielt in der Kinoversion, die am heutigen Donnerstag anläuft, den ewig jungen Dorian Gray, der sich seine Schönheit und Jugend durch einen Teufelspakt erkauft. Während er sich über Jahrzehnte seines jugendlichen Aussehens erfreut, schimmelt das von einem Freund gefertigte Porträt dahin. Schleimige Maden und ekliger Rauch dringend aus dem Wandgemälde – bis die beiden Dorian Grays wieder zueinander finden.

Gotisch, grausig, genial – das zeigt auch schon die Besetzung des Films. Dem Briten Ben Barnes hätte wohl kaum einer zugetraut, eine der Topfiguren der europäischen Literatur zu spielen. Der 27jährige war zuvor eher durch geschmirgelte Blockbuster wie die Narnia-Trilogie aufgefallen. Das Highlight der Romanadaption bildet jedoch wohl Colin Firth in seiner Rolle des Dandys Lord Henry Wotton. Firth, der momentan wegen seiner Hauptrolle in A Single Man in aller Munde ist, spielt hier den narzisstischen Kompagnons zu Dorian Gray, der ihn erst zur Lasterhaftigkeit treibt. Statt sich dem Schöngeist zu widmen, treibt er Dorian Gray in versoffene Tavernen und frühe Beispiele von Swinger-Clubs. Er lehrt ihn als Hedonist und Egoist zu leben – und übersteigert Dorians Hang zur Schönheit, die ihm selbst nicht zuteil wurde. Als sich Dorian Jahrzehnte später – ungealtert – in Lord Henry Wotton Tochter (Rebecca Hall) verliebt, ist er bereits ein Mörder und verhasster Herzensbrecher. Die Katastrophe eilt ihn großen Schritten…

Hier der Trailer zu Das Bildnis des Dorian Gray

Ohne die Parker-Adaption in den Himmel loben zu wollen: Die Inszenierung ist lobenswert und respektiert die Vorlage, Abweichungen von Wildes Roman (beispielsweise die Überspitzung der latenten Homoerotik im Roman) sind nachzusehen, ja gar gelungen und nachvollziehbar. Parkers Version betont das Faustische im Charakter des Dorian Gray und bietet so eine weitere stylishe Gut-und-Böse/Jekyll-and-Hyde-Adaption, die zwar klassisch inzeniert, aber vielleicht gerade deshalb so sehenswert ist.

Das Bildnis des Dorian Gray startet heute, am 15. April 2010, in den deutschen Kinos. Alle, die sich bei aus aus Gemälden kriechenden Maden zu sehr ekeln oder Saw-Horror mögen, sollten einen Blick in unser Kinoprogramm werfen, wo sich weitere Kinotipps finden.

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