Bravely Second: End Layer im Test — Keine zweite Chance

18.02.2016 - 11:45 Uhr
Bravely Second: End Layer
Nintendo
Bravely Second: End Layer
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Ganz ohne Frage: Bravely Second: End Layer ist einer der besten Handheld-Titel, die ich jemals gespielt habe. Warum ich das JRPG ab einem bestimmten Punkt trotzdem links liegen lassen wollte, erfahrt ihr in meinem Review.

Dass nicht immer alles glatt läuft, wissen wir alle. Manche Schnitzer sind nicht weiter schlimm, andere Fehltritte wiegen hingegen schwerer. Wenn ich ein paar Spielstunden weniger mit Bravely Second: End Layer verbracht hätte, würde ich an dieser Stelle von dem 3DS-Titel schwärmen. Doch die kleineren störenden Dinge sind nicht der Grund, aus dem mich das JRPG nach mehr als zwanzig Spielstunden verloren hat.

Die Geschichte von Bravely Second: End Layer dreht sich um die Befreiung der Päpstin Agnès, die vom finsteren Kaiser Verheer in der schwebenden Himmelsfestung gefangen gehalten wird und setzt wenige Jahre nach dem Ende des Vorgängers Bravely Default ein. Der Bösewicht plant außerdem die Vernichtung der Spielwelt Luxendarc und schart zu diesem Zweck jede Menge Verbündete um sich, die ihn bei der Ausführung seines gefährlichen Plans unterstützen. Agnès' Leibwächter Yew Geneolgia begibt sich derweil auf eine riskante Rettungsmission und tut sich mit altbekannten Figuren wie Edea Lee und Tiz Arrior zusammen, findet aber auch in der mysteriösen Magnolia Arch eine treue Mitstreiterin.

Eure vier Helden

Auf dieser risikoreichen Reise durch die offene Spielwelt lernt ihr wunderbar gestaltete Orte wie das in der Wüste gelegene Anchheim oder Yunohana kennen, das für seine heißen Quellen berühmt ist. Auf visueller Ebene beeindruckt mich Bravely Second: End Layer über alle Maße, weil es die Möglichkeiten des 3DS ausreizt und mir eine sehr detaillierte, einprägsame Spielumgebung zeigt. Neben den Tag-Nacht-Wechseln hauchen ihr auch die vielen unterschiedlichen NPCs, die die verschiedensten Ecken von Luxendarc bevölkern, Leben ein. Dank dieser abwechslungsreichen Umgebungen langweilt die Geschichte mit der immer wieder von Neuem beginnenden Jagd auf die übermächtige Himmelsfestung nicht. Stattdessen führt sie mich ein ums andere Mal in interessante Gebiete, die mich bei der Stange halten.

Darüber hinaus schafft es das JRPG mit einem simplen Kniff, euch die Größe der Gebiete zu vermitteln. Denn wenn ihr eure Figur für eine gewisse Zeit nicht bewegt, verändert das Spiel die Perspektive und zoomt auf die Gesamtgröße der jeweiligen Gegend.

In Gathelatio beginnt euer Abenteuer

Was mir neben der Optik überaus gut gefällt, ist die Selbstironie, die Bravely Second: End Layer an den Tag legt. Neben Items wie der Phönixfeder, einer klaren Anspielung auf die Final Fantasy-Reihe, zollt der Titel etwa Star Wars oder Doctor Who Tribut und durchbricht manchmal die vierte Wand, indem er seine Charaktere direkt zum Spielenden sprechen lässt. Ab und an reagieren einige von ihnen überzogen, sind zu laut oder zu emotional. Das ist aber ein Manko, das ich leicht verzeihen kann.

Ein Blick auf die spielbaren Klassen bestärkt diesen spöttelnden Umgang mit dem eigenen Genre. Zu den 30 Jobs, die alle Figuren gleichermaßen erlernen können, zählen Klassiker wie Zauberer und Krieger. Darüber hinaus könnt ihr Yew & Co. auch zu Katzenbeschwörern, scharf schießenden Cowboys oder Patissiers machen, die Feinde mit unwiderstehlichen Süßwaren schwächen. Jeder Job hat ein eigenes Geschick, also gewisse Spezialfähigkeiten, die ihr nach Belieben mit dem Job-Geschick einer anderen Klasse kombinieren könnt. So ergeben sich viele interessante Kombinationen zum Herumprobieren. Wenn ihr euch mitten im Spiel für Klassen-Wechsel entscheidet, dauert es übrigens keine Ewigkeit, bis sich das vom Charakterlevel getrennte Joblevel an das der restlichen Gruppe anpasst — also keine falsche Scheu.

Die Rettung von Agnès und der Spielwelt Luxendarc sind der Antrieb für die Geschichte

Wie schon in Bravely Default schickt euch das Sequel in rundenbasierte Gefechte und bleibt dem im Vorläufer eingeführten Brave & Default-Kampfsystem treu, das die richtige Balance zwischen leichter Erlernbarkeit und Komplexität hält. Auf diese Weise könnt ihr eure Helden entweder mehrere Male hintereinander angreifen lassen und damit den Nachteil in Kauf nehmen, sie bis zu vier Runden nicht mehr einsetzen zu können, oder mithilfe der Default-Option Aktionspunkte aufsparen. Unabhängig davon, ob eure Figuren in Bravely Second: End Layer mit physischen Angriffen oder Magie kämpfen, sind sie in der Lage, Gegner mit zusätzlichen Spezial-Attacken besonders kritisch zu treffen. Die unterschiedlichen und nicht immer sofort ersichtlichen Schwachstellen der Feinde in Kombination mit dem Brave & Default-Kampfsystem halten euch fortwährend auf Trab.

Ein neues Feature ist besonders praktisch für das Leveln von Yew und seinen Gefährten. Wenn ihr einen Kampf bereits in der ersten Runde gewinnt, könnt ihr euch unmittelbar danach für eine weitere, schwierigere Herausforderung entscheiden und Konfrontationen so nach Belieben miteinander verknüpfen. Je mehr Feinde ihr besiegt, desto mehr Erfahrungspunkte und bessere Belohnungen winken euch. Falls ihr jedoch unterliegt, verliert ihr alles, was ihr bis dahin in der Gefecht-Aneinanderreihung gewonnen habt. Das motiviert zu Höchstleistungen und spornte mich dazu an, es nach einer krachenden Niederlage erst recht aufs Neue zu probieren.

Allgemein bietet Bravely Second: End Layer großen Raum zur individuellen Gestaltung des Spielerlebnisses. Neben der standardmäßigen Auswahl eines Schwierigkeitsgrades, seid ihr in der Lage, die Geschwindigkeit der Kämpfe und das Monster-Aufkommen manuell einzustellen. Damit ist das Spiel für Neulinge und Profis gleichermaßen geeignet.

Die Ingame-Welt bietet euch viele schöne Gegenden

Wenn ihr euch zurecht fragt, welches große Problem ich denn nun mit Bravely Second: End Layer habe, obwohl ich doch so viel Gutes über das JRPG sage, möchte ich euch eine möglichst spoilerfreie Antwort liefern. Im Laufe meines Spieldurchgangs forderte mich der 3DS-Titel irgendwann dazu auf, die Handlung von Neuem zu beginnen. Weitere Details spare ich mir an dieser Stelle, um nicht Gefahr zu laufen, euch den Spaß zu verderben. Im Grunde finde ich diese Idee wirklich interessant, aber die Umsetzung hat gewaltige Haken.

Zum einen trefft ihr auf die gleichen schwachen Gegner wie zu Beginn eurer Reise und könnt somit nicht vernünftig leveln, selbst wenn ihr es wolltet. Zum anderen nimmt die Wiederholung einfach kein Ende. Das Spiel bietet nichts Neues, sondern lässt mich stattdessen auf ausgetretenen Pfaden auf der Suche nach dem Grund für diesen aufgezwungenen Schritt umherirren.

Das frustriert mich nicht nur, es macht mich wütend – weil ich mich unfassbar dumm fühle. Was habe ich übersehen? Was mache ich falsch? Bin ich überhaupt noch auf dem richtigen Weg? Auf diese Fragen gibt mir Bravely Second: End Layer keine Antwort, und selbst wenn ich schlichtweg zu blöd bin, sollte kein Titel seinen Spieler derart auflaufen lassen.

Fazit

Lasst euch von der kindlich wirkenden Optik von Bravely Second: End Layer nicht abschrecken, denn das JRPG bietet euch viele Stunden Spielspaß und eine düster angehauchte Geschichte voller Figuren, die nicht immer das sind, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Das zum Einsatz kommende Brave & Default-Kampfsystem fühlt sich für Fans vertraut an, ist für Neueinsteiger hingegen leicht zu erlernen und bleibt trotzdem interessant.

Leider sind einige Charaktere ein wenig überzeichnet und auch die Kostüme der verschiedenen erlernbaren Jobs sind bei den Protagonistinnen häufig deutlich freizügiger als bei ihren männlichen Gegenstücken.

Bravely Second: End Layer wurde uns in Form eines Download-Codes für 3DS vom Publisher zur Verfügung gestellt. Das Spiel erscheint am 26. Februar 2016.

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